Bibez e.V.

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Mein Name ist Sabine Wonka.

Ich bin 47 Jahre alt und habe eine spastische Tetraparese, auch ICP genannt. Das bedeutet, dass ich spastische Lähmungen an Armen und Händen und den Beinen habe. Außerdem habe ich chronische Schmerzen und seit neustem auch Diabetes. In meinem Alltag benutze ich meistens einen Elektrorollstuhl und werde von Assistent*Innen unterstützt.

Manche der alten Häs*Innen und Hasen kennen mich noch aus der Zeit (ab1996 bis 2004), in der ich neben meinem damaligen Anglistikstudium ehrenamtlich fast 10 Jahre beim BiBeZ mitgearbeitet habe. Heike Schmidt, Anette Emmerich und vor allem Anette Albrecht, die 3 Gründungsfrauen des BiBeZ haben mich damals wie heute schwer beeindruckt, und obwohl manche schon verstorben sind, würde ich sagen, dass alle 3 auch heute noch ein sehr wichtiger Teil meiner inneren persönlichen Richtschnur als Mensch und vor allem als Frau mit Behinderung waren und sind.

Anette Emmerich bleibt mir vor allem als humorvolle Frau, die alle Einschränkungen des Lebens mit einer großen Gelassenheit, Liebe zu den Menschen und einer unglaublichen inneren Größe angegangen ist in Erinnerung. Genauso wie die die tiefen fachlichen Gespräche mit Heike Schmidt und auch meine jahrelange enge Freundschaft mit Anette Albrecht.

Die wichtige richtungsweisende Fotoausstellung „Geschlecht: Behindert – Merkmal: Frau“ hat mir in meiner ganz persönlichen Entwicklung von einem schüchternen Mädchen vom Dorf hin zu einer selbstbewussten Frau mit Behinderung, die ihr Frau sein ganz und gar leben kann und will ganz viel bedeutet.

An meinem ersten Tag beim BiBeZ hat Anette Albrecht mich gleich zur oben genannten Aktausstellung mitgenommen, in der 3 Frauen mit Behinderungen stellvertretend für alle Frauen mit Behinderungen zeigen, dass auch ein Körper mit Einschränkungen und gegebenenfalls Hilfsmitteln wie zum Beispiel einer Windel erotisch sein kann und darf.

Besonders die dazugehörige Rede, die den persönlichen Umgang der 3 Frauen mit ihren eigenen Einschränkungen, ihrer Sexualität und ihren ganz eigenen Weg dorthin beschreibt, beeindruckt mich bis heute sehr tief und hat mir persönlich einen Weg eröffnet ganz Frau sein zu können.

2004 habe ich mich auf eigenen Wunsch aus der Arbeit beim BiBeZ zurückgezogen. Die Erlebnisse und die Arbeit dort haben mich so schwer beeindruckt und geprägt, dass ich meinen Berufsweg geändert habe und ab 2004 Sozialarbeit in Vollzeit an der SRH in Wieblingen studiert habe. In dem Jahr in dem ich meine Diplomarbeit schrieb und mein Diplom als Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin erhielt starb Anette Albrecht.

Für mich ein so tiefes Trauma, das ich nur verarbeiten konnte, in dem ich meine Diplomarbeit in der es um den Umgang und der Sichtweise von Behinderung in verschiedenen Wissenschaften ging, Anette widmete.

Ein Jahr lang war ich traumatisiert und konnte mich kaum dem Leben öffnen. Das BiBeZ war damals so eng für mich mit Anette und ihrem Wirken verbunden, dass ich es nicht schaffte dort wieder einzusteigen.

Erst das Angebot der Individualhilfe Heidelberg, über die ich seit Jahren meine Assistenz beziehe, dort die Rollstuhlumganstrainingskurse für Assistenzkräfte zu übernehmen, riss mich langsam aus meiner Lethargie. Dann kam die Anfrage von Michaela Schadeck, ob ich nicht Lust hätte mich im Beirat von Menschen mit Behinderung zu engagieren. Da ich wusste, dass Anette Albrecht auch dieses Gremium mitgeprägt und mitgegründet hat, wollte ich es gerne versuchen.

Heute bin ich 7 Jahre im Beirat von Menschen mit Behinderungen, seit 3 Jahren als 1.Vorsitzende. Meine Arbeit im BiBeZ beendete ich vor meiner Pause damals auch als Vorstandsfrau.

Nach einer langen Zeit der Trauerarbeit und des Mutschöpfens, wagte ich es, mich beim BiBeZ bei Stellenausschreibungen wieder zu bewerben. Irgendwann hatte ich das große Glück und genau das Tortenstück was ich anzubieten habe, wurde vom BiBeZ gesucht. Damit geht gerade ein Lebenstraum für mich in Erfüllung, denn dem Studium der Sozialarbeit habe ich mich damals nur zugewandt, weil ich davon träumte beim BiBeZ arbeiten zu können. Eines der entscheidenden Merkmale dieser besonderen Arbeit ist für mich der Peer Counseling Ansatz. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen Menschen mit Behinderungen beraten.

Somit stützten sich Experten in eigener Sache auf Augenhöhe und haben hier einen sicheren Schutzraum. Ich hatte das Glück eine zweijährige Ausbildung in München zur Peer Counselorin nach dem Konzept der Interessenvertretung selbstbestimmt Leben zu absolvieren.

Ich bin derzeit an zwei Tagen in der Woche die Netzwerkfrau im BiBeZ, und vertrete das BiBeZ zum Beispiel bei der Frauen AG oder auch im Bündnis gegen Armut und Ausgrenzung. Auch unterstütze ich als Springer bei Workshops, und bin Esmas Vertretung bei den Rollstuhlumgangstrainings. Ansonsten immer dort wo Frau gebraucht wird ;-) Eine Arbeit die mir großen Spaß bringt. Ich freue mich persönlich besonders, dass ich bald erste Schritte in Richtung Klient*Innenberatung unternehmen darf und so auch das Herzthema meines Studiums umsetzen darf.

Danke an das Team von so vielen starken Frauen, für euer Vertrauen. Ich freue mich sehr darauf, auch Sie persönlich kennenzulernen, sei es bei einem Workshop oder bei einem unserer vielen Angebote!

Danke, dass ich dabei sein darf!

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